Jeder von uns hat seine eigene Idee von der wahren Welt
Jeder von uns hat seine eigene Idee von der wahren Welt
Durch die Bewältigung einer Herausforderung werden im Gehirn hochleistungsfähige Verschaltungen ausgebaut, die durch ständiges Training, immer effektiver und schneller, auf häufig auftretende gleichartige Situationen reagieren können. Diese Bahnen funktionieren bei eingehenden Reizen nach dem Motto – „Ah! Das kenne ich!“ Das heißt: Erkennen einer scheinbar bekannten Situation und über die Highspeed Autobahn gebahnt erfolgt eine sofortige Reaktion Oft jedoch so schnell, dass die Situation nicht noch einmal beleuchtet werden oder die Reaktionsantwort auf Passgenauigkeit überprüft werden kann. So haben wir uns im Laufe unseres Lebens aus allen Erfahrungen ein ganz persönliches und einzigartiges Modell von der Welt und der scheinbaren Realität gemacht – unserer Welt und unserer Realität.
Wer sagt uns, dass diese Denk- und Handlungsmuster keine Halbwertzeit oder ein Verfallsdatum haben?
Funktioniert das einmal Erlernte ein Leben lang?
Wer sagt uns, dass unser Modell der Welt das wirklich Wahre ist?
Und dass das, was unser Gehirn leistet, echt das Optimalste für die jeweilige Situation ist?
Naja, beim Fahrradfahren funktioniert es! Einmal gelernt das Gleichgewicht zu halten, können wir dieses Verhaltensmuster jeder Zeit abrufen – bis ins hohe Alter. Und nachgefragt, hat doch jeder von uns irgendwie etwas anders Fahrradfahren gelernt. Also gibt es unterschiedliche erfolgreiche Wege, um zum Ziel zu kommen!
An anderer Stelle ist es weniger hilfreich, sich von alten Denk- und Handlungsmustern leiten zu lassen oder bewegt zu werden. Und doch, haben wir oft auf den ersten Blick keinen Einfluss auf die Abläufe in unserem Inneren.
Bin ich als Kind einmal vom Hund gebissen worden, ist es berechtigt, sich noch an diese schlechte Erfahrung mit all den Schmerzen und Ängsten erinnern zu können. Andererseits macht es macht wenig Sinn, hinter jedem Hund eine beißende Bestie zu sehen. Und doch, sind die gemachten Erfahrungen meist ein Leben lang wach, abrufbar in uns abgespeichert – verhindern so oft eine andere Wahrnehmung und die Anpassung an eine veränderte Situation.
Der Glaube an die gute Absicht
Für unsere Kommunikation und unseren Konfliktlösungsansatz ist es sinnvoll, sich mit den gemachten Erfahrungen näher zu beschäftigen. Hier aber weniger, um heute, immer mit den gleichen, in uns abgespeicherten, identischen Denk-und Handlungsmustern zu reagieren, als die gemachten Erfahrungen neu für uns zu nutzen. Erfahrungen sind unser persönlicher Facettenreichtum, unsere Ressource aus der wir Handlungs-Wahlmöglichkeiten regenerieren können. Gerade im Konflikt ist es wichtig, etwas Abstand von diesen Highspeed-Autobahnen zu nehmen und sich zu erlauben, die Situation aus unterschiedlichen Betrachtungs-und Wahrnehmungspositionen zu betrachten.
Die Rolle des unbeteiligten Beobachters
Auch die Frage, was würde in der Situation ein ganz neutraler, unbeteiligten Beobachter sehen, gibt uns einen anderen Raum zur Handlung. Aus seiner Rolle gelingt uns eine wertfreie Abstraktion der Konfliktsituation. Gehen wir davon aus, dass hinter jeder Absicht, etwas Gutes steckt und gehen wir wertschätzend mit dem Anderen um, haben wir schon eine gute Basis zur Konfliktlösung geschaffen.
In Konfliktsiotuationen leiden unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten. Unsere Sinne werden zum Teil nur eingeschränkt genutzt – „Blind vor Wut“ (Sehen) – „Ich will nichts mehr hören“ (Hören), „Das schmeckt mir gar nicht.“(Schmecken), „Das fühl sich nicht gut an.“(Fühlen). Wir nutzen alle unterschiedliche Sinnenkanäle auf denen wir ganz sensibel sind.
Welche Realität ist jetzt die ganz wahre Wirklichkeit?
Wollen wir auf Dauer erfolgreich kommunizieren und uns persönlich weiterentwickeln, ist es wichtig – unsere eigene Realität fortlaufend weiterzuentwickeln. Damit keine Informationen verloren gehen, müssen wir offen sein, neue Blickwinkel auszuprobieren, uns der Realität anderer Handlungsmuster zu öffnen und mit allen Sinnenkanälen wahrzunehmen. Mein gegenüber hat ein ganz eigenes Bild dieser Welt und aus seiner Sicht mag es sich völlig anders anfühlen, völlig anders aussehen, sich ganz anders bewegen, sich ganz anders anhören und schmecken.
Seinen wir unseren Kindern gute Vorbilder, wir können vieles voneinander lernen.
Kommunikation braucht die Offenheit der Auseinandersetzung mit dem anderen